Gefühle im Job: Warum du dir kein dickes Fell zulegen brauchst – aber warum sensibel sein auch nicht DIE Lösung ist

Beides keine Patentlösung: Ein dickes Fell zulegen oder Gefühle im Job zeigen

„Ich muss mir nur mal mehr ein dickes Fell zulegen, dann käme ich in der Arbeit besser klar!“ kennst du diesen Gedanken von dir? Oder hast du schon von anderen gehört: „Wenn du im Job weiter kommen willst, darfst du nicht so empfindlich sein!“?

Denn irgendwie stehen sie dir ja im Weg: Deine Gefühle. Sie machen alles komplizierter (genau genommen: dich komplizierter).

Die Frage ist: Kann man zu sensibel für die Arbeitswelt sein? Und musst du irgendwie „tougher“ werden, wenn du Karriere machen willst?

Auf den ersten Blick wäre es doch super, wenn es dich nicht kümmern würde, ob dein Chef meckert oder deine Kollegen lästern!? Kritik, Feedback oder ein fieser Umgangston – einfach mal die Dinge „sachlich“ sehen, statt sie persönlich zu nehmen?! Oder blöde Kommentare einfach weglachen statt heimlich (oder öffentlich!) deswegen in Tränen auszubrechen?

Schade nur, dass diese „Lösung“ Teil des Problems ist.

Warum dir dicht machen und ein dickes Fell zulegen nicht hilft …

Ich bin ja nun Expertin in „bloß nicht zeigen, wie es mir geht“. Lange dachte ich auch, das wäre nur bei mir so. Bis ich feststellte, dass es sehr, sehr vielen Menschen so geht.

Es gibt diesen generellen Glauben, dass Gefühle im Job irgendwie „falsch“ sind. Und das es angreifbar macht, dich schwach wirken lässt, wenn du sie zeigst!

Deswegen ist es für in meinen Coachings oft ein Thema: Wie kann ich mir ein dickes Fell zulegen?

Auch ich war damals auf der Suche nach dem „Zaubermittel“, das mich unerschütterlich stark macht. Nur fand ich bekanntermaßen etwas ganz anderes. 

Statt mich meiner Emotionen zu „entledigen“, lernte ich, sie (wieder) wahrzunehmen und damit umzugehen.

Denn, und das ist meine erste Erkenntnis: Nicht die Gefühle wirken störend, sondern die fehlende Auseinandersetzung damit!

Verschließt du dich gegenüber deinen Emotionen, verschließt du dich gegenüber dir selbst. Was nicht sein darf, ist trotzdem noch da – und wirkt im Verborgenen.

  • Es ist ein Geschenk, wenn du deine Gefühle wahrnehmen kannst! Deine Sensibilität schafft dir einen Zugang zu deiner Intuition, zu dir selbst und zu anderen Menschen! Mein Traum ist, dass wir alle diese Fähigkeit in uns (wieder) entdecken und nutzen. Gerade in der Arbeitswelt wird diese Qualität dringend gebraucht!
  • Deine Gefühle sind dein innerer Kompass. Du brauchst sie, um Entscheidungen zu treffen, Konflikte zu lösen, Grenzen zu setzen, dich zu motivieren und rauszufinden, was jetzt gerade das richtige für dich ist.
  • Du brauchst deine Gefühle genau dann, wenn es „heiß“ hergeht! Wenn die Situationen komplex sind, unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse im Spiel sind. Je mehr Durcheinander, desto wichtiger ist es, auf deine Gefühle zurück greifen zu können!

Was du aber nicht brauchst, ist ein Gefühlschaos! Dieses „Chaos“ ist oft der Grund, warum Gefühle eher als lästig angesehen werden.

Das war eines der ersten Dinge, die ich lernte: Ein verantwortlicher Umgang mit Gefühlen bedeutet, dass ich mich mit diesen auseinandersetze. Wenn ich rauskriege, was für mich dahinter steht. Denn hinter jedem Gefühl steht mindestens ein Bedürfnis, ein Wert!

Das ist der ganze Sinn mit den Gefühlen.

Genau darum bringt es dir überhaupt nichts, wenn du dir ein dickes Fell zulegen willst, damit du dir die Dinge nicht mehr so zu Herzen zu nimmst!

Wenn du versuchst, deine Emotionen zu unterdrücken, läuft das meistens auf zwei Dinge hinaus …

  1. Deine Gefühle werden übermächtig, d.h. sie versuchen, irgendwie „aus dir raus“ zu kommen. Hast du schon mal mitten im Meeting ein übles Feedback bekommen? Und dann gedacht: „Nur nicht weinen!!“? Mit aller Macht kämpfst du deine Tränen nieder – wenn dich jetzt jemand anspräche, du würdest sie nicht mehr zurück halten können? Genau das ist ein Zeichen für unterdrückte Emotionen. Gefühle sind immer mit einer großen Menge an Energie verbunden (was im Übrigen das Gute an ihnen ist).Doch wenn du keine angemessene Ausdrucksform für sie findest, werden sie sich irgendwann Bahn brechen. Der berühmte Tropfen, und das Fass … Ja, schon die obige Reaktion im Meeting weist darauf hin, dass hier vermutlich schon länger irgendwelche Gefühle zurückgedrängt wurden: Das ist zum einen die spürbare Traurigkeit. Aber ich vermute noch etwas anderes dahinter: Wut! Und genau diese würde hier helfen! Denn Wut bedeutet Veränderung – wenn man sie richtig einsetzt! Ein dickes Fell zulegen dagegen bedeutet: genauso weiter machen. Einstecken, hinnehmen, nett sein. Gefühle runterschlucken. Bis du sie nicht mehr spürst. Denn das ist die zweite Folge von unterdrückten Emotionen:
  2. Deine Gefühle geben auf. Wenn du es „erfolgreich“ geschafft hast, deine Emotionen zu ignorieren, verlierst du auch den Kontakt zu ihnen. Wenn du auf die ernst gemeinte Frage „Wie geht es dir?“ nur noch mit „ok“ antworten kannst, ist das häufig die Folge davon. Dann bist du selten wütend, traurig, frustriert, glücklich, entspannt, elektrisiert – es fehlt dir dann an Leidenschaft. Vielleicht spürst du im Job dann lediglich etwas Langeweile, ertappst dich dabei, zynisch zu sein oder hast schon lange innerlich gekündigt.

Ob nun übermächtige Gefühle oder der verloren gegangene Kontakt zu Ihnen: In beiden Fällen wird es für dich immer schwieriger, zu wissen, was dich ausmacht und was du eigentlich willst.

Die Strategie, dir ein dickes Fell zulegen geht zu Lasten der persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Denn deine „Arbeitshaltung“ (im Job keine Gefühle, zu Hause schon) wird sich auch in deinem Privatleben bemerkbar machen:

Gefühle lassen sich nicht an- und ausschalten.

Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass man Dinge „sachlich“ und emotionslos klären kann. Warum gibt es überhaupt Machtkämpfe, Verstrickungen und Auseinandersetzungen in Unternehmen? Weil da Menschen sind, die Angst haben, wütend sind, getriggert werden – ohne das zu bemerken. Ihr Verhalten wird von ihren Gefühlen bestimmt, nur sind sie sich dessen nicht bewusst.

Na, dann ist doch alles klar, oder? Lasst uns viel mehr über unsere Gefühle im Job reden!

Ja! Nein! Es gibt da nämlich etwas, was mir aufgefallen ist:

 

… warum verletzlich sein und sensibel sein auch keine Lösung ist

Also: Wir brauchen Gefühle! Gerade in der Arbeitswelt!

Aber ich gebe zu bedenken:

  1. Verwechsle dein Arbeitsleben nicht mit deinem Privatleben.
    Der Unterschied zu den Beziehungen im Job besteht darin, dass es oft „Zweckgemeinschaften“ sind, du also dort Menschen zusammen bist, mit denen du gar keinen besonders tiefe Verbindung hast/ haben möchtest (oder sie mit dir). Das ist auch in Ordnung!
    Und das will berücksichtigt werden: Ein verantwortlicher Umgang mit deinen Gefühlen bedeutet auch immer, dass du sie situationsangemessen ausdrückst. Ich vermute, du wirst eh nicht direkt auf den „Emo-Bomben“-Modus umschalten? Ich denke, du fragst dich eher, wie du überhaupt deine Gefühle verbalisiert, ohne dein Gegenüber zu überfordern? Das kannst du relativ einfach mit kleinen Nuancierungen machen. Es genügt oftmals, einfach andere Worte zu wählen. Wenn du bspw wütend bist, kannst du davon sprechen, dass du „irritiert“ oder „frustriert“ bist, wenn du traurig bist, dann kannst du sagen, dass du „etwas niedergeschlagen“ oder „besorgt“ bist.
  2. Gefühle an sich bringen dich nicht weiter
    Das ist mir nämlich aufgefallen. An mir selber. Und ich meine, auch an anderen Menschen, die sich ebenfalls trauen, sensibel, ja: verletzlich zu sein.Wir verharren! Wir bleiben im Gefühl stecken, wenn wir mal wieder über die eigene Empfindlichkeit stolpern.So, wie es nicht hilfreich ist, sich ein dickes Fell zulegen, bringt es auch nichts, die eigene Sensibilität als Selbstzweck zu sehen. Oder als Ausrede: „Ich bin halt sehr empfindlich, deswegen kann ich mich nicht in die erste Reihe stellen!“ So ging es mir: Ich habe meine Verletzlichkeit ein Stück weit kultiviert. Ich bin im Gefühl geblieben – statt die daraus gewonnene Klarheit in konkrete Taten umzusetzen!

Denn das ist meine zweite Erkenntnis: Es genügt nicht, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Danach kommt noch ein Schritt!

Fühlen fühlt sich einfach so gut an!

Es ist so verlockend: Ich beschäftige mich mit dem aufgekommenen Gefühl, identifiziere das Bedürfnis „ach, darum geht es mir!“ – und allein diese Selbsterkenntnis löst die Spannung. Das kann ein Problem werden, wenn dann auch die Antriebskraft zur Veränderung fehlt.

Nur kam ich irgendwie nicht weiter.

Es fehlte eine konkrete Handlung, die meine Erkenntnisse in Taten umsetzte. Ein Vorwärtskommen, ein Erreichen meiner (beruflichen) Ziele und Wünsche.

Was aber ist das Ziel von Arbeit? Etwas zu tun. Etwas zu schaffen. Das ist der Grund, warum ich gerne arbeite: Weil ich etwas umsetzen, gestalten und erreichen will.

Einen Grund, warum meine erste Firma gescheitert ist, sehe ich ganz klar darin, dass wir uns ständig reflektierten (ernsthaft, wir haben dauernd wegen irgendwas Krisengespräche gehabt …) – aber unserem Handeln dagegen viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wir haben also die ganze Zeit Beziehungs-Arbeit (nettes Wortspiel, stimmts?) geleistet, aber keine Umsetzungs-Arbeit.

Mittlerweile weiß ich, dass es zwei Bestandteile für ein erfülltes Arbeitsleben gibt:

Das Fühlen und das Handeln.

Dabei geht es um ein Gleichgewicht. Du kannst dich dauernd mit dem Fühlen beschäftigen, das führt aber oft zu wenig. Und du kannst dich viel mit dem Handeln beschäftigen, dann steht da am Ende zwar ein Ergebnis, aber nicht das, welches dir eigentlich entspricht.

Mit den eigenen Gefühlen einen guten Umgang zu finden, ist wirklich wichtig. Vergiss aber nicht, ihnen dann eine Konsequenz folgen zu lassen: „Ok, wenn mir das wichtig ist / das meine Erkenntnis ist – was tue ich dann?“

Am Beispiel: Wenn du feststellt, dass du diesen einen Job wirklich gerne haben möchtest, dich aber nicht traust – dann kannst du jetzt lange in diesen Gefühlen abtauchen von Unsicherheit, Selbstzweifeln und dir mehr Selbstbewusstsein, Sicherheit usw wünschen.

Oder du kommst ins Handeln.

Konkret: Du suchst dir etwas, dass dir hilft, dieses Selbstbewusstsein aufzubauen (z.B. mein ebook). Und bewirbst dich auf den Job!

Denn, und das ist mein Fazit:

Ich denke nicht, dass du zu sensibel für die Arbeitswelt bist. Wenn es etwas gibt, was dir deinen aktuellen Job schwer macht, kannst du es verändern. Und worin genau für dich diese Veränderung bestehen soll, kannst du am besten raus finden, indem du auf dich und deine Gefühle hörst – nutze also deine Stärke! Vielleicht genügt das schon, vielleicht findest du dann heraus, dass dein aktueller Job nicht passt. Beides sind gute, wertvolle Erkenntnisse. Die du dann in Taten umsetzt!

Viel Vergnügen dabei! 🙂

 

Deine Wiebke

P.S. eine konkrete Anleitung, wie du Fühlen und Handeln miteinander in Einklag bekommst, gibt es hier:

Mehr Selbstbewusstsein im Job? 

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Wer schreibt hier?

Wiebke Rimasch. Coacht, macht und tut – alles für Ihr Lieblingsthema: Gute Arbeit. Weil sie selber weiß, wie es ist, wenn man im falschen Job steckt, – und wie man das ändern kann!  mehr …

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