Ich habe in den letzten Wochen häufiger über selbstblockierenden Sätze geschrieben:
- „Ich kann nichts Besonderes“,
- „ich bin nicht schlau oder talentiert genug“,
- „ich bin zu unsicher“ usw.
Ich war an diesem Wochenende auf einem Coachingseminar, auch dort sind mir diese (Glaubens-) Sätze begegnet – und ein Gegenmittel :)!
Ich möchte hier mit dir das „Rezept“ dazu teilen, so dass du es selbst für dich nutzen und dosieren kannst. Keine Sorge, es ist super einfach. Es besteht nur aus 2 Komponenten:.
Hör auf, dir zu sagen, wie du bist!
Fang an, bewusst zu wählen
1. Hör auf, dir zu sagen, wie du bist!
Ja, das ist jetzt vielleicht etwas irritierend. Denn häufig spreche ich davon, dass es wichtig ist, genau zu wissen, wer du bist, was dich ausmacht und was du willst. Das glaube ich auch weiterhin.
Es gibt da nur einen feinen Unterschied.
Selbsterkenntnis vs. Selbstbewertung
Selbsterkenntnis ist alles, was dich zu einem besseren „Selbst-Bewusstsein“ führt.
Selbstbewertung ist alles, bei dem du sagst „ich bin so und so“ – und dich dafür verurteilst.
Denn in dem Moment, indem du dir ein Label gibst, bspw. „ich bin zu unsicher“, machst du auch eine Schublade auf. Es ist schlichtweg ein Urteil, dass du da über dich fällst. Es ist lediglich deine Sichtweise und du hältst es für die Wahrheit!
Denn selbst wenn es zu diesem Zeitpunkt so ist, dass du in bestimmten Dingen unsicher bist, so bedeutet das lediglich, dass du ein mögliches Lernpotenzial gefunden hast. Oder den Glaubenssatz, dass bestimmte Dinge nicht möglich sind, nur weil du unsicher bist 🙂 Und mit ziemlicher Sicherheit übersiehst du all die anderen Qualitäten, die in deiner vermeintlichen Schwäche stecken.
Wie auch immer – für gewöhnlich schließen solche Schubladen bombenfest – du kommst da nur noch schlecht raus.
Das Gute: Du selbst hast den Schlüssel, um sie wieder zu öffnen!
Übrigens können durchaus „positive“ Bewertungen Schubladen sein, wenn sie etwas ausschließen.
Denn wenn du einmal für dich festlegst, dass du bspw. „besonders gut denken und hinterfragen“ kannst, und dass du deshalb am besten im Bereich Konzeption aufgehoben bist – dann kann das sein, dass du dir selbst eine Entwicklungschance nimmst. Weil du dich darauf festlegst. Denn im Hinterkopf geht dein Satz noch weiter „ … ich bin nicht besonders gut darin, Dinge spontan und ohne Absicherung anzupacken, geschweige denn, frei darüber zu sprechen“.
Genau das ist auch sehr häufig die große Schwierigkeit, wenn es darum geht, zu erkennen, welche Fähigkeiten und Talente du hast. Du öffnest lediglich die altbekannten Schubladen und hinterfragst nicht, woher diese Selbstbewertungen eigentlich stammen und ob sie noch aktuell sind.
Hör auf, dich abzustempeln (zu lassen)!
All diese Stimmen in deinem Kopf sind übrigens nicht nur deine. Sie stammen auch von anderen. Jedesmal, wenn jemand dir sagt, wie du bist, nimmst du etwas davon zu dir. Das ist erstmal normal! Wir sind Menschen und wir entwickeln uns im Miteinander.
Und deswegen ist es immer sehr wertvoll, deine Selbsturteile zu prüfen:
- Von wem stammen sie?
- Haben sie überhaupt was mit mir zu tun?
- Sind sie noch aktuell?
Denn so einiges stammt noch aus einer Zeit, in der du eher unbewusst Rückmeldungen bekommen hast – und diese genauso unbewusst übernommen hast. Die frühen Rückmeldungen hast du in deiner Kindheit, Schul- und Ausbildungszeit mitbekommen. Hier hat dir jemand anderes gesagt, wie du bist. Oder eher: Wie du auf ihn wirkst.
Genauso läuft Feedback meist auch später – bspw. in der Arbeitswelt ab: Irgendjemand sagt dir etwas über dich, das vermeintlich mit dir zu tun hat.
Was dabei immer wieder vergessen wird: Ein Feedback hat vor allem mit dem Feedbackgeber zu tun. Seine Rückmeldung ist auch immer ein Spiegel dessen, was der Feedbackgeber für eine Vorstellung von „richtigem“ und „falschen“ Verhalten hat.
Und damit sind wir auch beim eigentlichen Problem von Bewertungen: Es wird unterschieden zwischen „gut“ und „schlecht“, „normal“ und „nicht normal“.
Es gibt nur Schwarz-Weiß – und wenig Raum für Persönlichkeit
Ich möchte dich heute ermuntern, statt dieser Dualität (=„richtig/falsch“-Denken) ein wenig mehr deine Facetten herauszubilden.
Das kannst du so tun:
Wechsel die Perspektive!
Du hast dich nun also schon (wahrscheinlich) für eine lange Zeit be- und verurteilt und festgestellt, dass bei dir irgendwas schief läuft?
Dann ist es an der Zeit, dass du von dieser bewertenden Perspektive zu einer wohlwollenden Betrachtungsweise wechselst!
Erster Schritt: Finde dein Thema
Nimm dazu deinen einschränkenden Satz und kitzel das eigentliche Thema heraus: Bspw. du denkst „ich bin zu unsicher“. Du bist mit diesem Satz schon mitten drin in der Bewertung! Darum nehmen wir die jetzt mal raus. Und versuchen, dein Thema neutraler/ objektiver zu formulieren.
Ganz platt gesagt, geht es dir um: „Selbstbewusstsein“ – that´s it, mehr brauchst du nicht für diese Übung.
Zweiter Schritt: Nimm unterschiedliche Perspektiven ein
Perspektive Nr 0: Deine jetzige Betrachtungsweise
Momentan schaust du im Mangel auf dein Thema Selbstbewusstsein:
- „ich habe davon nicht genug“ oder
- „ich bin zu unsicher, um xy zu machen“
Du merkst: Eigentlich führt das zu nix. Du kannst es nicht, also machst du es nicht, ist deine Schlussfolgerung. Du steckst fest.
Also schauen wir mal auf andere mögliche Perspektiven. Gehe dazu diese Fragen durch:
Perspektive Nr 1: „Entdecken der Entwicklungschance“:
- Was möchte ich gerne lernen? Wie möchte ich eigentlich gerne mit mir umgehen? Auf welche Entwicklungsmöglichkeiten weist mich mein Thema hin?
(Bspw. Selbstannahme und einen entspannten Umgang mit meiner Unsicherheit) - Auf welches unerfüllte Bedürfnis / welchen für mich wichtigen Wert weist mich mein Thema hin?
(bspw. der Wunsch nach Authentizität, Selbstannahme und Selbstsicherheit) - Welche weiteren Möglichkeiten kann ich in meinem Thema entdecken?
(Bspw. die eigene Sensibilität annehmen, lernen, wie mit Unsicherheit meinen Weg gehen kann, lernen wie ich authentisch selbstbewusst werde usw)
Perspektive Nr 2: „Wertschätzen der bisherigen Entwicklung“
- Was habe ich, auf mein Thema bezogen, bereits alles erreicht?
(Die Dinge, die du trotzdem / mit dem Thema erfolgreich absolviert hast) - Welchen Weg habe ich bis hierin zurückgelegt?
(Welche Hürden & Herausforderungen hast du bewältigt?) - Wo erkenne ich den Sinn hinter meiner bisherigen Entwicklung?
(Wieso ist es gut so, wie es ist? Was hast du dadurch gelernt?)
Perspektive Nr 3: „dich selbst mit anderen Augen betrachten“
- was würde deine beste Freundin dir zu deinem Thema sagen?
(Die wertschätzende Betrachtung einer Freundin und ihre Fähigkeit, deine Entwicklung sehen zu können) - Was würdest du deiner besten Freundin sagen, wenn sie in deiner Situation wäre?
(Wie würdest du ihr deine Wertschätzung gegenüber ausdrücken – und was davon kannst du direkt auf dich adaptieren?) - Was würde jemand zu dir sagen, der dich wirklich und aufrichtig schätzt?
Du kannst dir auch weitere Perspektiven überlegen – wichtig ist einfach nur, dass du von deinem bisherigen verurteilenden, im Mangel feststeckenden Denken wegkommst.
Vorletzter Schritt: Wähle die Perspektive aus, die dir am meisten zusagt.
Benenne, wenn möglich, diese Perspektive: Welche Haltung drückt sie für dich aus?
Letzter Schritt: Entwickle konkrete Handlungen aus deiner neuen Perspektive.
Was bedeutet das für dich? Wie kannst du diese Haltung in dein Leben integrieren? Was willst du – aus dieser neuen Perspektive heraus – jetzt konkret machen?
Und …
vielleicht hast du auch schon bemerkt, worum es bei all dem geht?
Darum, dass du erkennst, dass DU selbst es in der Hand hast! Denn du bestimmst, aus welcher Perspektive du dich betrachtest. Und das wiederum entscheidet, was du tust und wie du mit dir umgehst.
Mein Fazit aus dieser Übung ist übrigens, dass ich mich entscheide, mich nochmal neu auszurichten und mir eine neue Struktur zu geben – mehr dazu dann in den nächsten Wochen 🙂
Und wie sieht dein Ergebnis aus? Hast du eine neue Perspektive gewonnen oder noch Fragen? Dann schreib es mir in die Kommentare!
Liebe Grüße,
Wiebke