Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich diesen Artikel schreibe. Denn das Thema ist heikel!
Schließlich geht es die ganze Zeit bei mir um Eigenverantwortung, Veränderung und Entwicklung. Weil ich diese Themen wirklich liebe und weil mich diese Leidenschaft immer mehr zu mir selbst gebracht hat.
Seitdem ich mich beständig damit beschäftigt habe, was mich vom Gedanken- und Gefühlschaos zu meiner persönlichen Klarheit bringt, kann ich ein ganz neues Maß an Selbstverwirklichung und Freiheit genießen.
Und es macht mir total Freude, dies mit dir zu teilen und dich zu ermutigen, deinen Weg zu finden.
Und es steckt eine Gefahr darin:
Dass du denkst, dass du dich entwickeln musst. Weil dir etwas fehlt, du noch nicht „fertig“, ja „unvollständig“ bist.
Das kann ich nur zu gut verstehen – und ich halte es für verhängnisvoll!
Denn dahinter steht ein bestimmtes Denken:
- Ein Optimierungsgedanke und
- ein Mangelgedanke
„Ich muss besser werden – denn so, wie ich jetzt bin, bin ich nicht richtig“
Dieser Satz drückt gleichzeitig die Idee von Selbstoptimierung und der Annahme, dass du ein „Defizit“ hast, aus. Ein hartes Urteil, das sich noch verstärkt dadurch, das in 99% aller Fälle dieses „anders sein wollen“ damit zu tun hat, dass du meinst, dass etwas an dir PERSÖNLICH nicht ok ist.
- Du denkst vielleicht, du bist zu wenig: Nicht genug. Nicht schnell genug. Nicht entscheidungsstark genug. Zu wenig fähig, zu wenig selbstsicher.
- Oder zu viel: Zu langsam. Zu unfokussiert, zu schwach, zu sensibel, zu doof.
Das hat eine Wirkung auf dich:
So wie du gerade bist, willst du gar nicht sein?
Wenn du glaubst, du hast Seiten an dir, die nicht gut sind – was tust du dann? Du versteckst sie, du unterdrückst sie. Du willst sie loswerden, indem du dich „änderst“. Nur dann bist du vollständig, komplett? Du musst erst diesen einen bestimmten Zustand erreichen, um loszulegen?
Glückwunsch: Du hast gerade deinen persönlichen Traumzerstörer gefunden!
Genau das hält dich auf, deine Träume und Ideen umzusetzen – du bist schließlich noch nicht soweit!
Selbstoptimierung und Mangeldenken sind häufig sehr schlechte Ratgeber. Sie flüstern dir ein, wie du „sein müsstest“ oder „nicht sein darfst“. Sie haben wenig mit dir selbst zu tun.
Die Wahrheit ist:
Das sind nichts anderes als Erwartungen. Äußere Kriterien, denen du versuchst, zu entsprechen. Normen und Regeln, ungeschriebenen und festgelegten „Gesetzen“ der (Arbeits-)Welt, in der du dich bewegst. Aber sind es auch deine tiefsten Träume und Wünsche?
Ich vermute: Nein.
Ich vermute, du willst eigentlich was anderes.
Was genau kannst du möglicherweise nicht sagen. Aber du spürst etwas: Eine Anspannung, einen Druck, einen „Missklang“, vielleicht auch einfach nur Verwirrung.
Du spürst, dass irgendwas nicht stimmt. Meistens glaubst du, es läge an dir. Das du nicht stimmst. Das verstärkt den Druck. Den Druck loszuwerden, indem du versuchst dich anzupassen, zu verändern, ist dann nur logisch.
Aber lass mich raten: Es wird trotzdem schlimmer?
Und woher kommt eigentlich dieser Druck, dieses seltsame Gefühl, dass dich immer wieder beschleicht?
Es hat einen Namen: „Kognitive Dissonanz“.
Eine kognitive Dissonanz meint den Zustand, wenn du merkst, dass dein äußeres Verhalten und deine innere Haltung nicht übereinstimmen. Du verhältst dich entgegen deinen inneren Überzeugungen. Du tust etwas, was absolut nicht deins ist. Ja, vielleicht handelst du absolut gegen deine Werte und Bedürfnisse.
Etwas überspitzt dargestellt: Wenn du bspw. als Controllerin bei einem Rüstungsunternehmen arbeitest, anstelle deiner inneren Werte zu folgen und dich aktiv für ein globales und friedliches Miteinander einzusetzen.
Oder: Du bist im Marketing eines Shampooherstellers beschäftigt und du glaubst in keiner Weise an das Produkt, du hältst es für unnütz, jeden Monat eine neue Haarpflegeserie rauszubringen und wie wahnsinnig zu bewerben. In Wahrheit wünschst du dir, deine kreative Seite auf eine neue, aufregende, stimmige Art zu leben!
Eine kognitive Dissonanz ist ein innerer Konflikt. Ein zentraler innerer Konflikt. Denn er betrifft deine Kernbedürfnisse. Er betrifft dich als ganze Person!
Dieses Leben entgegen deiner ureigensten Werte erzeugt eine innere Spannung. Du bist unglücklich, unzufrieden, rastlos, verwirrt, orientierungslos. Du fühlst dich verdreht, denkst, dass mit dir etwas falsch ist.
In diesem permanenten inneren Konflikt hast du drei Lösungsmöglichkeiten:
- Du stagnierst: Du hältst diesen Druck irgendwie aus. Du reagierst dich ab (beim Sport, beim Hobby, indem du deine schlechte Laune rauslässt usw.). Du betäubst ihn (durch Sport, Essen, Shoppen, Konsumieren usw.).
- Du passt dich innerlich an: Du änderst deine Einstellungen, Werte, Überzeugungen und Wünsche, so dass sie mit deinen Taten, deiner Lebenswelt übereinstimmen
- Du passt dich nicht mehr an: Du änderst dein Verhalten, deine Handlungen, triffst andere Entscheidungen, so dass sie mit deinen inneren Überzeugungen wieder übereinstimmen
[dies ist ein Auszug aus meinem neuen Online-Kurs „ich.selbst.bewusst“ – wissen, was du willst]
Ich vermute, bei Lösungsmöglichkeit 1 warst du schon. Dann irgendwas ist passiert, dass du dich zum Handeln entschlossen hast. Und du bist bei Lösungsmöglichkeit 2 gelandet: Du bist überzeugt, du bist das Problem.
Ja, nun. Wir sind an dem heiklen Punkt dieses Themas: Immer wieder betone ich die Eigenverantwortung. Wenn du willst, das etwas anders wird, dann fang bei dir an! Doch selbstverantwortlich handeln heißt nicht, sich dauernd den Schuh anzuziehen. Eigenverantwortung ist nicht, statt mit dem Finger auf andere, ständig auf sich selbst zu zeigen.
Selbstverantwortung bedeutet, aufzuhören, irgendwo und bei irgendwem die Schuld zu suchen und stattdessen anzufangen, zu handeln. Und zwar im Bewusstsein deiner Bedürfnisse und Werte.
Und dieses Handeln passiert gerade zu Beginn durch Ausprobieren. Durch Lernen. Durch Entwicklung.
Wir sind wieder am Anfang des Artikels. Also nochmal konkret: „Musst“ du dich verändern?
Nein, ich denke nicht. Vor allen Dingen nicht, wenn du glaubst, sonst nicht zu passen.
Doch wenn du eben diese Dissonanz spürst, also die fehlende Passung von dir und deiner (Arbeits-)Welt, dann nutze dies als Chance.
Sei dir bewusst, dass du wählen kannst, dass es deine Entscheidung ist, ob du aushältst (Variante 1), dich anpasst (Variante 2) oder die Rahmenbedingen aktiv gestaltest (Variante 3).
Achte darauf, dich nicht als eine Art Mangelwesen zu verurteilen, dass irgendwie „verbessert“ werden muss. Und siehe gleichzeitig die Möglichkeiten, zu lernen und deine Träume weiter zu verfolgen. Um dich weiter zu entfalten.
Nimm dich selbst ernst. Nimm dich selbst an.
Selbstannahme das Stichwort.
Dich so anzunehmen, wie du gerade bist, ist wichtig, um deiner Berufung JETZT nachzugehen.
Verschieb deine Träume nicht auf dieses diffuse „später“. Du kannst jetzt damit anfangen! Wer hält dich auf? Nur du selbst 🙂 Du bist bereit, sobald du diese Dissonanzen in deinem Leben und Arbeiten spürst. Geh ihnen nach!
Doch sei wachsam, wenn du dich auf den Weg machst.
Frage dich: Woraus entsteht mein Wunsch nach Veränderung?
1) weil ich denke, dass ich „nicht richtig“ bin? oder
2) weil ich mir wünsche, mehr ich selbst sein zu können?
Du siehst: Hier steckt der Unterschied. Im ersten Fall versuchst du, weniger du selbst zu sein. Im zweiten Fall wünschst du dir, mehr du selbst zu sein. Und das ist, meiner Meinung nach, die stimmige Motivation für Veränderung! Der Grund, der Zeitpunkt, ab dem eine Veränderung lockt – wenn du willst.
Und denk dran: in deinem Tempo, auf deine Weise. Erlaube dir, so zu sein, wie du gerade bist.
Finde zu Beginn erstmal raus, wie es dir gerade geht. Erlaube dir deine jetzigen Gefühle, Nutze sie, um rauszufinden, was dir fehlt. Erlaube dir, mit all deinen Seiten und „Verrücktheiten“ dazu sein. Erlaube dir, dich selbst zu entdecken und zu entfalten.
Schritt für Schritt entwickelst du so immer mehr Klarheit und Konsequenz, um deine Berufung zu leben.
Und wenn du Lust hast, das wirklich grundlegend und wertschätzend begleitet anzugehen, dann schau mal hier: Mein neuer Online-Kurs „ich.selbst-bewusst“ bietet dir genau das. Und noch bis zum 15.12. gilt der Frühbucherpreis!
Ich freue mich auf dich!
Deine Wiebke