„Ich kann nicht mehr!“
Die letzten Wochen habe ich das mehrmals gedacht.
Gleichzeitig war ich total überfordert.
Genauer: Ich BIN überfordert.
Ja, typischerweise schreibe ich hier einen Blogartikel über eine meiner aktuellen Herausforderungen, und wie ich sie bereits gelöst habe.
Gerade aber lässt sich nicht alles so leicht auflösen.
Ich schreibe an diesem Text und bin völlig unklar, ob ich es schaffe, ihn überhaupt zu Ende zu bringen.
Super wäre es, wenn ich es schaffe, ihn als Blogartikel schon morgen zu veröffentlichen. Oder den Text zumindest meinen Newsletter-Abonnenten zu schicken.
Muss aber nicht.
Ich schreibe hier auch für mich selbst. Um mich zu sortieren. Um für mich zu klären, was ich jetzt eigentlich machen will. Wie ich mit der Situation umgehen will. Wie ich mit mir selbst umgehen will.
Ich hab da so eine Idee, dass ich eigentlich mit mir freundlich und achtsam umgehen möchte. Parallel schalte ich in so einen „Aufopferungsmodus“. Ich merke, wie da etwas anspringt in mir, das ganz alt ist. Das sagt: „Du kannst einfach deine Bedürfnisse unterdrücken und dich ganz der Sorge um andere widmen“.
Ist das ein Frauenschicksal? Dieses sich selbst hinten anstellen wollen, sich für andere zu vergessen?
Ich weiß es nicht. Es ist aber zumindest tief in mir drin.
Und noch eine Stimme, die zu mir sagt: „Ja, so ist das Leben, es ist anstrengend und viel Arbeit und genau das ist das Schöne daran“.
Diese Stimme ist auch sehr alt.
Vielleicht sogar älter als ich. Von den Generationen meiner Familie immer weiter gegeben.
„Stopp mal! Was ist denn eigentlich gerade los bei dir?“
Ach ja: Es ist gerade viel los. Ich bin die Hauptverantwortliche für Kind, Haus, Alltag. Seit Wochen. Für Wochen. Vielleicht länger.
Es ist jetzt so, dass meine Arbeitszeit unvorhersehbar wird. Weil es nicht klar ist, ob ich eine Betreuung für mein Kind habe. Und ich bin arbeitstechnisch im August fast ausgebucht (was Grund zur Freude ist, nur leider jetzt etwas untergeht).
Früher (vor meinem Kind) hätte ich gedacht: „Naja, geht doch!“
Jetzt denke ich: „Ich kriege gleich einen Herzinfarkt!“
Weißt du, ich glaube wirklich, dass man mit allen Rahmenbedingungen irgendwie umgehen kann. Das es ist entscheidend ist, mit welcher Haltung man an die Dinge ran geht.
Du merkst es schon: Ich schreibe von „man“, statt „ich“ …
Ich finde es echt herausfordernd!
Und erlaube mir daher …
… die Erkenntnis, dass es manchmal einfach total scheiße laufen kann!
Und ja: Ich sehe die Chance im Ganzen.
Ich glaube, dass ich da für mich eine Entwicklung drin steckt:
– Noch mehr Fokussierung. Mutig, alles wegzulassen, weil ich sonst überhaupt nix umgesetzt bekomme.
– Schnellere Entscheidungen, denn für Bedenken habe ich keine Zeit.
– Vielleicht mal ein Stück Gelassenheit? Ich übe gerade, wie ich mich entspannen kann, wenn der größte Stress vorbei ist.
Die ersten beiden Punkte finde ich ganz verlockend! Beim letzten fehlt es mir wohl noch an konkreten Glauben, dass das für mich möglich ist 😉
Vielleicht ist das mit eine der wichtigsten Erkenntnisse: Vor zwei Jahren hätte ich mich geweigert, darin Wachstumspotenzial zu sehen.
„So ein unsinniger ‚Optimierungssprech‘!“, hätte ich gedacht. Entstanden in den Unternehmen, die zum dritten Mal erfolglos versuchen, eine interne Umstrukturierung zu verkaufen.
Vielleicht ist dieses veränderte Denken jetzt auch nur ein kleiner Rettungsanker, der mich davor bewahrt, nicht durchzudrehen …
Ich habe Herausforderungen gerne so, dass ich sie abschließen kann. Und ich möchte gerne super schlau draus hervorgehen. Und erst, wenn ich sie gemeistert habe, anderen davon erzählen …
Apropos: Schau mal, was in meinem Glückskeks war …
Für mich ist es wichtig, mir Herausforderungen anzueignen und was draus zu machen (die Lernchance darin sehen, die Rahmenbedingungen irgendwie zumindest ein wenig anzupassen). Weil ich dann die Kontrolle behalte. Weil ich dann selbst im größten Chaos noch (ein bisschen) bestimmen kann. Weil es mir hilft, „positiv“ zu bleiben, meine Gefühle eher in Richtung angriffslustig-tatendurstig statt niedergeschlagen-passiv zu beeinflussen.
Verrückterweise würde ich mich niemals als Kontrollfreak sehen. Interessanterweise scheine ich es ein wenig zu sein!
Also wage ich jetzt mal was: Ich lasse mal ein Stück weit los. Ich probiere etwas Neues:
Ich veröffentliche diesen Text. Ohne genau zu wissen, was eigentlich dein Mehrwert ist, wenn du ihn liest. Auf die Gefahr hin, nicht so schlau rüber zu kommen.
Ach, puh.
Ich glaube, ich will ehrlich sein. Dir sagen, dass es gerade nicht so dolle läuft. Und dir sagen, dass es so manchmal ist:
– Manche Dinge sind einfach blöd. Das gilt es, anzuerkennen.
– Manche Dinge bleiben blöd. Das gilt es auch, anzuerkennen.
– Auf manche Dinge hast du tatsächlich keinen Einfluss. Sie passieren.
– Im ersten Schritt geht es darum, auf dich selbst aufzupassen.
– Im zweiten Schritt (wenn du dann noch kannst) geht es darum, zu schauen, wie du damit umgehen willst. Und vll ist dein Ergebnis, dass du wieder beim ersten Punkt landest.
Und wenn es dir auch so geht, dann kann dir vll dieser Artikel etwas Inspiration sein, wie du mit deinem persönlichen Chaos umgehst. Wenn du mal was wagen willst, dann lass doch mal die Zügel etwas schleifen. Werf dich ins Chaos! Ohne Plan. Lass dich drauf ein. Es ist definitiv ein Abenteuer: Kann schief gehen 🙂
Ich derweil erlaube mir, weniger zu tun. Also veröffentliche ich vielleicht auch weniger in der nächsten Zeit. Oder schreibe nur launige Artikel.
Ich weiß es nicht. Ich schaue mal 🙂
Und wie geht es dir? Bist du eine Abenteuerin oder ein Kontrollfreak? Oder irgendwas dazwischen? Schreib es mir doch in einem Kommentar!
Alles Gute für dich!