3 Dinge, die mein Leben verändert haben

Stell dir vor, innerhalb kürzester Zeit scheint dein Körper aufzugeben. Seine Funktionen einzustellen. Oder zumindest stark einzuschränken. Alles fühlt sich krank an: Herz, Atmung, Gelenke. Du frierst, du bist müde. Immer. Bewegen? Nur unter Mühe. Dein Geist scheint irgendwie „verklebt“, das Denken fällt dir schwer. Du bist antriebslos, niedergeschlagen – und hast keine Ahnung, was mit dir los ist.

Ich hatte eine Zeit in meinem Leben, in der es mir genauso ging. Ich war krank. Wie ausgeknockt, monatelang. Und jahrelang überhaupt nicht mehr leistungsfähig.

Darüber will ich in diesem persönlichen Artikel schreiben. Und über zwei weitere Erfahrungen, die mein Leben, die mich verändert haben.

Fangen wir an, mit dem, was ich eben schon beschrieben habe:

1) Die Erfahrung, verletzlich, schwach und krank zu sein

Ich war krank. Sehr krank. Auf einmal ging einfach nix mehr. Das war ein radikaler Einschnitt in meinem Leben. Alltägliche Dinge fielen mir unsagbar schwer, ich war von allem erschöpft. Die körperlichen Einschränkungen hatten Einfluss auf meine geistige und seelische Gesundheit. Ich war langsam im Denken, verlor meinen Esprit und wurde gehemmt, unbeholfen, depressiv und sehr unsicher.

Ich hab mich selbst nicht wieder erkannt. Meine Persönlichkeit änderte sich, meine Ansprüche ans Leben schrumpften. Eine Zeitlang war es noch nicht mal klar, was es ist und wer mir helfen kann. Dann irgendwann die Diagnose: Chronisch krank. Unerkannt schon seit Jahren. Mein Körper war völlig erschöpft davon. Die Medikamente zeigten weniger Wirkung, weil die Krankheit ihm so zugesetzt hatte. Ich hatte Angst, nicht mehr so zu werden, wie ich mal war. Ich hatte Angst, dass mein Leben, so wie ich es mir erdacht und erträumt hatte, nicht mehr möglich ist.

Meine Sorge war, mit Mitte zwanzig berufsunfähig zu sein.

Das Schlimme war meine Hilflosigkeit. Diese Ohnmacht, nichts an meinem Zustand ändern zu können. Ich habe damit gehadert, wie es mir geht. Statt wie sonst, einfach meinen Willen durchzusetzen, war ich macht- und wirkungslos.

Ich habe es gehasst, so schwach zu sein!

Ich habe mich geschämt, dass ich für andere deutlich erkennbar, verletzlich war. Ich habe mich ständig dafür verurteilt. Und versucht, meine Schwäche zu verstecken.

Ich wollte meine Grenzen nicht anerkennen und bin über sie hinweg gegangen. Was meine Symptome noch schlimmer gemacht hat.

Ich habe mich gequält. Ich war fies zu mir.

Das habe ich getan, weil ich dazu gehören wollte. Zu den erfolgreichen, „glücklichen“ Menschen. Ich glaubte, dazu müsse ich stark, souverän und „perfekt“ sein. Und das ich, so wie ich war, „falsch“ war.

Ich dachte, ich müsste irgendwie anders sein. Einfach nicht ich selbst.

Das habe ich 2-3 Jahre so durchgezogen.

Und ich blieb krank. Schwach. Es schien kein Happy End zu geben.

So, wie ich jetzt über diese Zeit schreiben kann, konnte ich damals nicht mal drüber denken. Ich war tief verzweifelt. Und habe ständig mit mir und dem Schicksal gerungen.

Wieso passiert mir das? Ich hatte keine Antwort darauf.

Den „Sinn“ der sich jetzt für mich ergibt, ergibt sich eben erst durch die Rückschau. In der akuten Phase habe ich mich geweigert, dem auch nur irgendwas abgewinnen zu können! „Das Positive“ zusehen – oder noch schlimmer „was meine Krankheit mir sagen will“ schien mir einfach nur eine schallende Ohrfeige zu sein. Ein Ratschlag, der statt hilfreich zu sein, mir nur vermittelte, dass ich etwas an meiner Einstellung ändern müsse, und schon wäre ich wieder gesund.

Und nach wie vor glaube ich, dass es nicht reicht, seine Denkweisen zu verändern und schon ist alles wieder gut.

Krankheit ist komplexer. Das Leben ist vielschichtiger. Und nicht auf alles haben wir einen Einfluss.

Das war eine der schwierigsten Erkenntnisse für mich: Ich kann nicht alles verändern, was mich stört. Doch jetzt weiß ich, dass ich meinen Umgang damit verändern kann.

Heute bezeichne ich mich als „gesund“ – auch wenn ich bislang noch nicht wieder an meine alte körperliche Leistungsfähigkeit rankomme. Und es vielleicht auch nie wieder schaffe. Das ist ok so. Ich weiß, dass ich großes Glück habe, dass ich wieder ich selbst geworden bin.

Und doch bin ich nicht die „alte“ Wiebke. Ich habe mich verändert. Einer der Gründe, ist eben diese Erfahrung von Krankheit. Doch noch tiefgreifender war das, was daraus entstand:

2) Die Entwicklung meiner neuen Haltung

Die Erfahrung von Kranksein, von Schwäche und Verletzlichkeit hat mich verändert. Sie hat mir die Gelegenheit gegeben, über meine Leistungsorientierung und meinen „Arbeitsethos“ nachzudenken. Dass ich heute sagen kann „mein Ziel ist, nicht mehr als ca. 4 Stunden zu arbeiten“ ist das Resultat davon (und es fühlt sich immer noch etwas verboten an, so zu denken ;)!).

Früher hatte ich mich mein ganzes bisheriges Leben über Leistung definiert. Ein supergutes Studium, erfolgreich im Job. Beides natürlich parallel. Privat auch immer viel: Viel Sport, viel anderes „Tun“. Keine Pause. Oder nur, wenn ich wirklich „ordentlich was geschafft hatte“.

Es war mir ungeheuer wichtig, immer stark zu sein. Nicht zu zeigen, dass ich auch unsicher war, Angst hatte oder keine Ahnung. Unterschwellig war ich oft aggressiv und erschöpft. Auch schon vor meiner Krankheit.

Eigentlich war ich verdammt unzufrieden. Ich wusste es nur nicht.

Denn ich habe vieles dafür getan, dass nicht zu bemerken:

Wenn man sich ständig mit etwas beschäftigt, muss man sich nicht mit sich selbst beschäftigen.

Ich wollte mich selbst nicht spüren, Ich wollte mich nicht damit auseinandersetzen, dass das Leben, das ich führe, mich nicht zufrieden macht. Ich wusste nämlich nicht, was ich stattdessen hätte tun sollen!

Ich wusste nicht, was ich wollte. Ein erfülltes, glückliches Leben? Ich habe nicht dran geglaubt, dass das für mich möglich ist. Schließlich muss man sich alles hart erarbeiten …

Ich wusste, wenn ich ehrlich zu mir bin, dann wird einiges in meinem Leben nicht mehr funktionieren!

Ich würde nicht mehr funktionieren. Dabei hatte ich doch mein ganzes Leben darauf ausgerichtet. Speziell auf diesen einen Bereich: Meine Arbeit.

Doch: Das „Funktionieren“ klappte auch nicht so richtig. Weil ich immer noch so stark durch meine Krankheit eingeschränkt war. Weil ich so schwach war. Also habe ich nach etwas gesucht, dass mir hilft.

Im Rückblick denke ich, dass ich da viel unterbewusst gesucht habe. Denn irgendwann habe ich mich für ein Seminar angemeldet, das nicht so ganz zu mir passte.

Viel zu soft! „Wischi-waschi“ eigentlich. Reden über Gefühle, nein sogar: Fühlen! Und Bedürfnisse – nee, die hab ich nicht! Schließlich versuchte ich doch alles Mögliche zu sein, nur eben nicht „bedürftig“ …

Eine neue Welt. Die ich mir erlaubte, auszuprobieren.

Wovon ich spreche, ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Ein Ansatz, der ursprünglich als Konfliktlösemethode entwickelt, mittlerweile weltweit etabliert ist.

Weil er so simpel, so effektiv ist. Weil er mir eine neue, selbstverantwortliche und bedürfnisorientierte Haltung ermöglicht hat.

Das hat mein Leben verändert.

Und wenn es bei mir die GFK war, dann heißt das nicht, dass ich glaube, dass es für dich auch so sein muss. Vielleicht entspricht dir Meditation mehr. Oder themenzentrierte Interaktion. Oder, oder.

Das Medium, die Methode ist egal. Entscheidend ist, dass du etwas findest, was dich wirklich anspricht. Was dir weiter hilft und zwar in deinem persönlichen Alltag, nicht nur im Seminar. Dass für dich gleichzeitig logisch UND emotional tiefgehend ist. Du erkennst, ob du richtig bist, wenn du dort so sein darfst, wie du bist. Und alle anderen auch. Wenn die Methode mehr Haltung als „Tool“ ist. Und gleichzeitig für dich ein Entwicklungsmotor, ohne zu „missionieren“.

Zu Beginn habe ich einige Zeit mit der GFK versucht, mich zu „klären“ um dann noch besser zu funktionieren.

Ich wollte mich von „falsch“ zu „richtig“ „entwickeln“.

Das war schon eine etwas irre Denkweise, denn ich wollte immer noch Teile von mir „loswerden“. Mit dieser Überzeugung traf ich auf ein Prinzip der GFK „radikale Selbstannahme“ und die Haltung, dass Denken in „falsch“ und „richtig“ nicht weiter führt.

Ich verstand nichts! Aber ich fühlte etwas. Einen kleinen Energieschub. Als wenn eine Tür aufging.

Und langsam wurde mir klar: Mein „falsch“-Gefühl wollte mich lediglich darauf hinweisen, dass für mich etwas nicht stimmt. Etwas Grundlegendes!

Und ich wagte, mir Fragen zu stellen: Wann fühle ich mich falsch? Warum durfte ich nicht schwach und verletzlich sein? Wieso war ich eigentlich immer bei meiner Arbeit so extrem erschöpft?

Und ich verstand erstmals:

Ein großer Teil in meinem Leben kostete mich einen hohen Preis. Weil ich versuchte, mich anzupassen, statt mir das passende Leben auszusuchen. Das verbrauchte unglaublich viel Energie. Dabei hatte ich doch durch meine Krankheit nur ein gewisses Maß zur Verfügung.

Ich verstand noch etwas: Wenn ich mit meiner Kraft so haushalten muss, dann ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass in meinem Leben viele Dinge sind, die mir Energie geben, statt sie zu nehmen.

Um ehrlich zu sein, habe ich das schon lange geahnt. Doch jetzt war ich bereit, mich dem zu stellen. Denn ich wusste, wie. Ich konnte mit meinem persönlichen „Navigationssystem“ arbeiten: Meinen Gefühlen und Bedürfnissen. Und ob meine Entscheidungen richtig waren, konnte ich schnell erkennen: Daran, wie es mir ging.

Klingt simpel, oder? Ist nur manchmal nicht leicht: die Klarheit darüber zu haben, was ich brauche und die Konsequenz zu besitzen, das umzusetzen.

Es ist eine Haltung, die ich nach und nach entwickelte.

Sie änderte vieles, fast alles in meinem Leben.

Ich erlaubte mir, schrittweise immer mehr ich selbst zu sein.

Ich lernte mit mir selbst einfühlsam und wertschätzend umzugehen. Mich selbst wahrzunehmen – und ernst zu nehmen! In der Folge wurde der Kontakt zu anderen Menschen tiefer und echter. Ich hörte auf, mich ständig in Gegenwart Anderer zu kontrollieren. Ich konnte mich entspannen, denn ich musste ja nicht mehr Teile von mir verstecken.

Das alles fühlte sich lebendig, leicht und stimmig an.

Und irgendwann war ich stark genug mich dem einen zu stellen:

Meine Arbeit war der größte Energieräuber! Der Ort, an dem ich mich ständig zu falsch, zu schwach, zu unperfekt, zu klein gefühlt habe.

Ich plante also den „Ausbruch“. Ich brauchte zwei Versuche. Der erste scheiterte (warum liest du hier).

Beim zweiten Anlauf hatte ich verstanden, was für mich wichtig war. Und wie ich es bekommen kann.

Und zwar mit Nr. 3 der Dinge die mein Leben verändert haben:

3) Meine Selbständigkeit als Berufungscoach.

Das war die Konsequenz aus all meinen Erfahrungen der vorherigen Jahre. Aus meiner persönlichen Entwicklung. Aus meiner professionellen Erfahrung. Und aus meinem tiefen Wunsch, Frauen, die einen ähnlichen Weg gehen, dabei zu unterstützen.

Ich bin einfach nur zielsicher mir selbst gefolgt. Meiner Berufung.

Die Umsetzung meines Traumes zeigt mir, dass ich wirklich im Bewusstsein meiner Bedürfnisse und Werte handele. Und dass dieses Wissen mich erst dahin gebracht hat.

Es ist für mich der tägliche Beweis, dass ich mich selbst ernst nehme. Dass ich die volle Verantwortung für mein Leben übernommen habe.

Das fühlt sich richtig gut an! Erfüllend!

Das bedeutet nicht, dass es für mich „alles easy“ war. Der Aufbau meines Business war und ist durchaus anstrengend. Oft genug wusste ich nicht, was ich wie tun sollte. Ich habe Fehler gemacht, die falschen Entscheidungen getroffen, bin gescheitert und auch jetzt steht noch nicht alles auf soliden Füßen. Aber ich wusste stets, dass ich mir selbst vertrauen kann.

Und genau das hat mich weiter gebracht. Es hat mich wirklich herausgefordert. Es hat mich wachsen lassen.

Es ist eine meiner tollsten Erfahrungen. Es hat mich dahin gebracht, wo ich sein will. In meine Kraft, bei mir.

Was ich täglich tue, sind Dinge, die mein Leben bereichern. Ich bin zusammen mit Menschen, die ich wirklich schätze – als FreundInnen, KollegInnen und KundInnen. Und ich habe Zeit für meine Familie. Was eigentlich auch noch zu den Dingen, die mein Leben verändert haben, hinzu zählt. Aber dann ist mir der Artikel zu lang 🙂

Und das Fazit?

Hm, ich denke ich will dich drauf aufmerksam machen, dass du bestimmt ähnliche Erfahrungen gemacht hast.

Vielleicht bist du nicht krank (gewesen). Doch du wirst in einer anderen Form eine (existenzielle) Krise erlebt haben. Eine Zeit, in der etwas passiert ist, von dem du dachtest, du könntest nicht damit umgehen. Eine Zeit, die dich an und über deine Grenzen gebracht hat – und das eher auf unangenehme Weise.

Daraus bist du verändert hervor gegangen. Vielleicht mit neuem Bewusstsein – und einer leisen Stimme, die seitdem nicht aufhört, dir etwas zu sagen, was du noch nicht so ganz verstehst?

Möglicherweise ist dir erst dadurch so richtig klar geworden, dass du denkst, dass etwas in deinem Leben (oder mit dir) nicht stimmt?

Super!

Denn das zeigt, dass du ein besonderes Gespür für dich besitzt! Wenn du glaubst, dass an dir etwas „nicht richtig“ ist, dann gibst du dir selbst ein Signal, dass du nicht deinen Werten und Bedürfnissen entsprechend handelst.

Das ist alles. Und das ist sehr viel!

Schau doch mal genauer hin: Was ist dein Zeichen dafür, wenn etwas für dich besonders stimmig ist? Bei mir ist es ja die Energie. Vielleicht ist es bei dir Freude, Inspiration, Leichtigkeit, ein gutes Gefühl im Bauch – oder alles zusammen?

Das kann dein Ausgangspunkt sein. Für deinen ganz persönlichen Weg hin zu dir selbst, zu deiner Berufung.

Es wird nicht einfach. Da will ich dir nichts vormachen.

Und es wird sich in jedem Fall lohnen, wenn du dir selbst vertraust. Du musst es auch nicht im Hau-Ruck-Verfahren machen. Du bestimmst das Tempo. Lass dir Zeit, um dein Gespür – und wenn du magst: deine neue Haltung zu entwickeln. Sei großzügig und geduldig mit dir. Such dir Unterstützung und Inspiration, das macht es leichter.

Nur: Mach es! Fang an. Heute. Jetzt.

Wie? Finde doch erstmal heraus, was dein persönliches Signal ist, dass du auf einem guten Weg bist. Teste dann einige Dinge aus. Achte darauf, wie du dich dabei fühlst. Sei ehrlich zu dir selbst. Wenn es eine Sache ist, die du eigentlich für „zu abgefahren“ hältst: Probier sie aus!

Verschaff dir Klarheit über dich selbst und sei konsequent:

Mach den einen Schritt, der dich näher zu dir selbst bringt. Und dann noch einen. Und noch einen. Gönn dir zwischendurch eine Pause.

Und dann mach einen größeren Schritt! Wage etwas!

Viel Vergnügen dabei!
Deine Wiebke

P.S. und wenn du magst, dann erzähl doch in einem Kommentar davon. Welche (lebens-)verändernde Erfahrungen hast du gemacht – oder machst du gerade? Bist du dabei deinem Gespür begegnet? Wie äußert sich das bei dir?

Ich freue mich drüber!

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Wer schreibt hier?

Wiebke Rimasch. Coacht, macht und tut – alles für Ihr Lieblingsthema: Gute Arbeit. Weil sie selber weiß, wie es ist, wenn man im falschen Job steckt, – und wie man das ändern kann!  mehr …

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