Hast du auch schon festgestellt, dass so manche Veränderung einfach nicht so richtig greift bei dir? Obwohl du dir diese wirklich willst? Obwohl du doch dafür einiges tust?
Merkst du vielleicht, dass es in deinem Leben bestimmte Punkte gibt, an denen du IMMER wieder hängen bleibst? Bestimmte Themen, die dich – egal, wie viel du da schon getan hast – einfach wieder und wieder einholen? Bspw. ein Verhalten von dir, das dich unendlich nervt („immer wenn mich jemand kritisiert, ziehe ich den Kopf ein und wehre mich nicht“). Ein Denkmuster, das du nicht los wirst („ich bin nicht so intelligent wie andere.“).
Herzlichen Glückwunsch! Du hast wahrscheinlich einen Glaubenssatz von dir entdeckt. Und zwar einen der „saftigen“ Sorte:
Ausgedient, hinderlich … und HARTNÄCKIG!
Denn: Er geht nicht weg! Hockt da irgendwo halb verborgen und lauert dir auf! Grätscht dir mitten rein! Genau dann, wenn du ihn eigentlich nicht haben willst. Er hemmt dich. Im Job, in deinen Beziehungen, in deinem Leben. Er hindert dich, den nächsten Schritt zu gehen. Er blockiert deine Entwicklung!
„ER MUSS WEG!“
Hab ich immer gedacht. Ich war so sauer auf diesen besch… Glaubenssatz! Und auf mich! „Wieso habe ich mir überhaupt so was Blödes ausgedacht?“ Ich wollte diesen Klotz vom Bein haben!! Wenn er nicht wäre, dann könnte ich ja, wie ich wollte!
Und dann kam jemand und wollte mir erzählen, dass mein Glaubenssatz einen Sinn hatte! Ja, mehr noch: Dass er einen Nutzen für mich hatte!
„Pffff …der und hilfreich?“
Ja, sogar mehr als das:
Mein Glaubenssatz hat mir mein Leben gerettet?
Tatsächlich: Er war da, als es für mich existenziell wurde. Er hat mir die so dringend nötige Sicherheit, Orientierung und Unterstützung gegeben. Zuverlässig hat er mich aus meiner Not herausgelotst. Immer.
In meinem Fall ist das schon lange her. Häufig entstehen Glaubenssätze – so wie bei mir – schon in der Kindheit.
Und irgendwann dann verlieren sie ihre Funktion. Sie sind nicht mehr hilfreich, bestehen aber weiter.
Und – Spoiler Alert: Du kannst deinen Glaubenssatz nicht einfach abschalten!
Doch du kannst ihn entscheidend transformieren. Ihn anpassen auf deine Bedürfnisse. Dazu musst du ihn zuerst einmal finden! Das kannst du hier tun. Lass uns anfangen:
„Sag’s mal konkret: Was ist eigentlich ein Glaubenssatz?“
Glaubenssätze sind (unbewusste) Überzeugungen, Strategien, Verhaltens-, Denk- und Fühl-Muster.
„Oh je, das nennst du konkret?“ 😉
Na gut. Noch ein Versuch:
Ein Glaubenssatz ist eine Meinung. Über dich, über andere.
Ein Glaubenssatz ist eine Erklärung. So bin ich, so sind andere.
„So ist das. So funktioniert die Welt.“
Doch es ist mehr als ein simples Urteil, Muster oder ein Schubladendenken. Ein Glaubenssatz ist tief in uns verwurzelt. Hinter ihm stecken Gefühle. Meist ist es Angst. Angst vor Verlust. Angst, nicht dazu zu gehören. Angst, nicht geliebt zu werden.
In meinem Fall war es so. Ich hatte Angst, nicht geliebt zu werden, wenn ich aus dem Rahmen falle. Wenn ich mich anders verhalte. Wenn ich mich zeige, in meiner Besonderheit.
Ich musste „normal“ sein! Ich wollte „normal“ sein!
Hinter diesen Gefühlen stecken wiederum (unerfüllte) Bedürfnisse: Liebe, Zugehörigkeit, Freiheit, Sicherheit usw.
Das sind so zentrale Gefühle, so zentrale Bedürfnisse, dass sie uns meist nicht bewusst sind. Und so entstehen (und wirken!) Glaubenssätze dann auch: Unbewusst, tief mit unserer Persönlichkeit verankert.
Sie sind entstanden in einer Zeit, in der es meist „um alles oder nichts“ ging. In einer Situation, in der deine Existenz (physisch oder psychisch) in Frage gestellt wurde:
Bist du liebenswert, einfach so, wie du bist?
Ist die Welt ok so, wie sie ist?
Deine Antwort hierauf hat dann deinen Glaubenssatz gebildet:
Meiner war: „Ich bin nichts Besonderes!“
Andere können beispielsweise so lauten:
„Ich bin nur dann was wert, wenn ich richtig viel leiste.“
„Die Welt ist wunderbar und voller Schönheit.“
„Häh? Das letzte ist doch was Gutes, also kein Glaubenssatz?“
Ja. Auch eine solche positive Einstellung ist ein Glaubenssatz. Denn: was wahr ist und was nicht, das bestimmst einzig du!
Und genau das ist ein Glaubenssatz: Deine innere Gewissheit, deine Wahrheit.
Ich will hier speziell auf hinderliche Glaubenssätze eingehen. Das sind eigentlich immer „negative“ Sätze.
Wenn du allerdings einen positiven findest, der dich blockiert, dann schreib es mir in die Kommentare! Das wäre ziemlich einzigartig (aber nicht total abwegig). Evtl. steckt dahinter auch noch ein weiterer hinderlicher Glaubenssatz, der auf ein Nicht-sehen-wollen, nicht-aushalten-können zurückzuführen ist.
„Ja ja, und was ist jetzt der Sinn und Nutzen von einem Glaubenssatz?“
Wie gesagt: Es ging bei dir um viel. Um dich.
- Ob du so sein darfst, wie du bist
- Ob du machen darfst, was du willst
- Ob du angenommen und werden darfst
- Ob du selbst annehmen und lieben darfst
- Ob du genug bist (oder schlauer, schöner, lauter, schneller – eben einfach besser oder anders sein musst)
Und bei einigen dieser Fragen gab/gibt es Bedingungen für dich.
Um Wertschätzung zu bekommen, musstest du bspw. eine „brave Tochter“ sein. Oder später dann im Job „die fleißige Biene“, die alles still und ohne aufzumucken abarbeitet.
Glaubenssätze sind häufig mit hohem Druck verbunden „Ich muss alles perfekt machen, sonst ist meine Arbeit/ bin ich nichts wert“, andere verhindern, dass du du selbst bist: „Wenn ich mich so zeige, wie ich wirklich bin, werde ich nicht geliebt“.
So war es bei mir: Ich habe es durch meinen Glaubenssatz geschafft, dorthin zu kommen wo ich sein wollte. Bei den Menschen, bei denen ich sein wollte. Der Mensch sein, der ich meinte, sein zu müssen.
Und es war schrecklich.
Ich habe mich nie „zu Hause“ gefühlt. Ich war dauernd angespannt, auf der Hut. Wachsam, dass ja nicht zu viel von meiner echten Person aufblitzt. Es war unglaublich anstrengend.
Und langweilig. Weil mich ganz andere Dinge interessierten.
Ich war unsicher, weil ich gar nicht so richtig wusste, wer ich bin, was mich ausmacht.
Als ich anfing, mir Antworten auf diese Frage zu suchen, hörte mein Glaubenssatz auf, hilfreich zu sein. Je mehr ich mir erlaubte, ich selbst zu sein, desto mehr funkte mir mein Glaubenssatz dazwischen. Er war „abgelaufen“, veraltet. Er hemmte meine Weiterentwicklung. Und ich war zunehmend genervt von ihm.
Ob ein Glaubenssatz „alt“ und nicht mehr hilfreich ist, zeigt sich darin, dass wir nicht mehr flexibel agieren können, sondern re-agieren. D.h. wir „spulen unser Programm ab“ oder verharren, auch wenn wir merken, dass wir damit nicht so richtig zum Ziel kommen. „Alte“ Glaubenssätze behindern unsere Weiterentwicklung / den Umgang mit uns selbst und anderen Menschen. In diesem Fall kann der Glaubenssatz transformiert werden, d.h. umgewandelt in eine hilfreiche Variante.
In meinem nächsten Artikel werden wir uns mit dieser Transformation beschäftigen. In der Zwischenzeit will ich dich bitten, deinen veralteten Glaubenssatz zu suchen. Also einen, der dir aktuell besonders unter den Nägeln brennt, weil er …
… hoffnungslos veraltet ist und damit nicht mehr hilfreich ist
… er dich stattdessen blockiert, in deiner Entwicklung, im Kontakt zu anderem, im Kontakt zu dir selbst
… du dir gerne eine andere Perspektive, eine andere „Welterklärung“ wünschst
… du einen ordentlichen Leidensdruck in Verbindung mit deinem Glaubenssatz hast
Wie kannst du einen solchen Glaubenssatz aufspüren?
Eventuell hilft dir schon die obige Auflistung, dir deinen Glaubenssatz bewusst zu machen.
Ansonsten geh nochmal an den Anfang des Artikels zurück. Wie dort beschrieben, erkennst du einen Glaubenssatz hieran:
- Wenn eine Veränderung, die du eigentlich herbei sehnst, nicht richtig greift bei dir
- Wenn es bestimmte Punkte in deinem Leben gibt, an denen du IMMER wieder hängen bleibst. Themen, die dich – egal, wie viel du da schon getan hast – einfach wieder und wieder einholen.
- ein Verhalten von dir, das dich unendlich nervt („immer wenn mich jemand kritisiert, ziehe ich den Kopf ein und wehre mich nicht“).
- Oder ein Denkmuster, das du nicht los wirst („ich bin nicht so intelligent wie andere.“).
- Wenn es bestimmte Situationen oder Personen gibt, die dich wahnsinnig aufregen und du Gedanken hast, die so ähnlich klingen wie „Das kann man doch nicht machen! Das geht doch nicht!“ immer wieder die Fassung verlierst, dich richtig aufregst, nicht bei dir bleiben kannst.
Trifft davon was bei dir zu? Dann schau genau hin:
1. Was löst diese Gedanken aus?
Was denkst du konkret in diesem Moment über dich, über andere? Welche „Welterklärung“, Überzeugung oder Urteile springen bei dir an (bspw. „Das kann man so nicht machen, sich einfach ohne Absprache mit mir die beste Projektaufgabe zu schnappen!“)? Was „darf“ man oder „darf man nicht? Was denkst du, ist dir nicht erlaubt, oder „sollte“ man so und so machen? Gehe diesen Gedanken weiter nach – bis du einen Satz findest, der mit starken Emotionen verbunden ist. (Mein Satz „Ich bin nichts Besonderes!“ bspw. löst auch jetzt noch Traurigkeit bei mir aus).
2. Schau dir den Satz genau an:
Es ist ein Satz, der sich wiederholt, auch in anderen Situationen. Vielleicht klingt er ziemlich pauschal und will gar nicht unbedingt zu dieser aktuellen Situation passen. Bspw.: „Man muss stets darauf achten, dass man nicht zu kurz kommt. Wenn man nicht selbst die Ellenbogen rausholt, tun es die anderen auf meine Kosten!“, oder „Das ist wieder typisch Mann! Emotional völlig hilflos.“
3. Variiere den Satz, bis er passt.
Damit hast du wahrscheinlich einen Glaubenssatz von dir gefunden. Wenn er sich noch nicht ganz stimmig anfühlt, dann variiere ruhig noch die einzelnen Worte darin. Evtl. findest du auch mehrere Glaubenssätze. Konzentriere dich auf den, du am dringendsten, nervigsten, blockierendsten … findest.
4. Finde raus, wie dein Satz wirkt
Beobachte dich jetzt eine Zeitlang (oder lies den zweiten Teil meines Artikels hier): Wann tritt dein Glaubenssatz auf? Was bedeutet er für dich? Ändert sich etwas schon allein durch das Bewusstmachen des Glaubenssatzes bei dir?
Geh‘ da erstmal entspannt ran. Wenn du es schaffst, dir deinen Glaubenssatz bewusst zu machen, bist du ein ordentliches Stück weiter! Er begleitet dich jetzt schon so lange, dass es gut ist, wenn du dir Zeit für ihn nimmst. Versuch auch, ihn wertschätzend zu betrachten.
Schreib mir doch von deinen Erfahrungen dabei!
Was ist dein Glaubenssatz? Hast du bereits Glaubenssätze transformiert? Was hat dir dabei geholfen?
Ich freue mich über deinen Kommentar!
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