Bossing: Mobbing durch Vorgesetzte

Bossing. Schon mal gehört? Ich tatsächlich erst im Rahmen der Recherche zu diesem Artikel 😉

Gleichwohl ist das Phänomen nichts Neues. Ich kenne es. Du kennst es. Vielleicht nicht aus eigener Erfahrung, aber ich möchte wetten, dass du es schon mal miterlebst hast.

Bossing: Neue Verpackung für altes Leiden?

Es ist schlichtweg: Mobbing durch Vorgesetzte oder sogar die gesamte Leitungsebene. Die ganze berufliche Hölle, die sich abspielen kann, wenn Macht und Abhängigkeit aufeinandertreffen.

Das ist auch die Besonderheit beim Bossing. Das Mobbing passiert innerhalb einer Hierarchie – was bei den Betroffenen noch weniger Handlungsspielraum lässt. Und damit auch weniger Gelegenheit, sich dagegen zu wehren. Zusätzlich fehlt die Möglichkeit, die Führungskraft ins Vertrauen zu ziehen – weil eben sie ja diejenige ist, die mobbt.

Bis auf diese kleine Einschränkung mit dem Machtfaktor, sind Mobbing und Bossing gleich. Gleich gefährlich sogar. Ihre möglichen Folgen:

Das Ende vom Lied, ääh Mobbing und Bossing:

  • Psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Burn out, Süchte,
  • Körperliche Erkrankungen durch den Dauerstress, bspw. Tinnitus, Rücken- und Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, geschwächte Immunabwehr und dadurch ständige Krankheiten

Und auch schon vorher lassen sich bestimmte Symptome erkennen:

  • Du hast Angst vor der Arbeit, deiner/ deinem Vorgesetzten und versuchst „unsichtbar“ zu werden, um keine Angriffsfläche zu bieten
  • Du wirst immer antriebsloser, demotivierter
  • Du bist ständig erschöpft
  • Deine Stimmung wird zunehmend schlechter, du bist oft niedergedrückt, fühlst dich klein, bist oft unsicher, traust dir immer weniger zu, bist „blockiert“, weniger produktiv oder du bist oft gereizt und aggressiv
  • Du ziehst dich immer mehr zurück, auch privat. Die Dinge, an denen du sonst Freude hattest, werden für dich uninteressant. Generell kann auch eine gewisse Sinnlosigkeit auftauchen

Eine detaillierte Liste mit den Symptomen findest du hier.

Generell: Bossing hat direkte Auswirkungen auf deine Persönlichkeit. Und zwar negative.

Wie läuft Bossing ab (und Mobbing)?

Ich geb dir mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung:

Die Mitarbeiterin kommt anfänglich mit ihrem fordernden Vorgesetzten aus. Zumindest, wenn sie sich seine langatmigen Erzählungen anhört, seine Launen wegsteckt und pausenlos arbeitet. Und wenn sie darüber hinweg sieht, dass er sie gerne vor versammelter Mannschaft runterputzt. Oder grundsätzlich die Schuld bei ihr sucht …

Aber es wird schlimmer: Ihr Chef ist öfter unzufrieden mit Ihrer Leistung. Und erhöht den Druck, er greift ihre Arbeit an. Stellt sie als zu langsam, nicht kompetent genug dar. Seine cholerischen Ausfälle werden mehr. Das Pensum wird für sie immer weniger schaffbar. Sie versucht es trotzdem. Und befindet sich damit in einem Teufelskreis: Durch den Stress ist sie immer mehr blockiert, immer mehr erschöpft, immer weniger produktiv. Weswegen der Chef den Druck immer weiter erhöht. Schlaflosigkeit, Magenprobleme, depressive Verstimmungen zeugen davon. Gespräche mit dem Chef sind fruchtlos, da er das Problem bei ihr sieht.

Es geht nicht mehr lange gut.

 „Schikane!“ Oder? Warum es oft zwei zum Bossing braucht

Klar, wenn der Chef ein Blödmann ist, ist er ein Blödmann. Oder?

Jetzt wird es wirklich ein bisschen kompliziert. Und möglicherweise auch ein wenig unangenehm für dich. Meine Erfahrung sagt mir nämlich: Bossing braucht häufig zwei MitspielerInnen. Und: Trigger.

Dieses ganze Drama, was sich in den Büros so abspielen kann, entsteht nämlich meist aus dem Grund, dass da zwei Menschen aufeinander treffen, die durch irgendwas im anderen getriggert werden.

Es sind Spiegel. Und was sie in der Spiegelfläche der anderen Person sehen, gefällt ihnen nicht. Denn es zeigt Ihne, genau das, was sie vor sich selbst verstecken.

Bisschen kompliziert, lass es uns entwirren:

Die cholerische Führungskraft aus dem Beispiel hat ihre ganze berufliche Karriere auf Leistung, Durchsetzen und Kämpfen aufgebaut, und trifft dann auf eine Mitarbeiterin, die zurückhaltend und unsicher ist.

Und nun erkennt sich diese Führungskraft in dem „verletzlichen“ Punkt der Mitarbeiterin wieder. Das ist für sie schwer auszuhalten. Hat sie doch ihr ganzes (berufliches) Leben gegen diese Verletzlichkeit angekämpft. Ja, ihre ganze Karriere fußt darauf, dass sie sich „unverwundbar“ gemacht hat. Sie hat diese „emotionale“ Seite an sich schlichtweg abgespalten. Nur: Diese Seite ist immer noch da. Der „wunde“ Punkt bleibt.

Weil das aber bedrohlich ist, bekämpft sie ihn. Und zwar stellvertretend bei der Mitarbeiterin.

Und die Mitarbeiterin?

Die kämpft selbst mit Ihrer Sensibilität. Sieht sie als nicht „richtig“ an, bezeichnet sich selbst als schwach und wäre gerne mehr wie Ihre cholerische Führungskraft.

Und die Falle schnappt zu.

Weil tief in ihr der Glaube ist, dass die Führungskraft recht hat: Sie ist zu „emotional“, zu „verletzlich“, zu „schwach“ etc. reagiert sie stark darauf. Jede Attacke Ihrer choleriscen Führungskraft lässt sie kleiner und schwächer werden. Was wiederum die cholerische Führungskraft triggert und sie noch cholerischer macht.

Das, was sich zwischen den beiden abspielt, ist eine komplexe Dynamik. Und: Es geht hier nicht um die Frage, wer „Schuld“ hat. Es geht darum, wie diese Verstrickung, in der beide stecken, wieder aufgelöst werden kann.

Bossing beenden: Zwei Lösungswege

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Raus aus der Situation. Im Extremfall: Kündigen. Oder sich zumindest versetzen lassen. So dass kein direkter Kontakt mehr zwischen Führungskraft und Mitarbeiterin besteht. Alternativ geht auch krankschreiben. Für rechtliches im Fall der Kündigung empfehle ich dir, möglichst ein Mobbing-Tagebuch zu führen, und dir auch ein paar Tipps dazu von Anwälten etc. einzuholen. Nimm das ernst, wenn du den Eindruck hast, dass du Bossing erlebst! Sieh dir nochmal die Symptomliste an – es kann gravierende Auswirkungen auf deine Gesundheit haben! Es ist an dir, die Reißleine zu ziehen, warte nicht darauf, dass es von alleine besser wird!
  2. Sich Hilfe holen. Du kannst 1. und 2. auch miteinander kombinieren. Ich rate sogar dazu, wenn du es gar nicht mehr aushältst. Dann ist es wichtig, erstmal dir wieder Ruhe zu verschaffen, um überhaupt wieder handlungsfähig zu werden.Denn mit 2. Dir Hilfe holen, meine ich die gezielte Auseinandersetzung damit, was dich dermaßen triggert. Eine Reflexionshilfe, mit der du genauer schauen kannst, was da in dir los ist. Den Triggerpunkt auflösen, damit es dir nicht nochmal passiert. Und ich verrate dir: Es wird höchstwahrscheinlich was mit deinen eigenen Glaubenssätzen zu tun haben. Im obigen Beispiel ist es sowas wie „ich bin nicht ok so, wie ich bin“ (und dieser Glaubenssatz kann für beide stimmen:  Für die Mitarbeiterin UND für die Führungskraft.)

Es steckt also im Bossing eine Lernchance für dich drin. Das meine ich vollkommen nüchtern.

Aber: Lernen kann es dann richtig funktionieren, wenn du dafür den Raum hast. Um die Verstrickung von Bossing / Mobbing aufzulösen brauchst du einen geschützten Rahmen! Den wirst du nicht haben, wenn du täglich massive Angriffe befürchten musst.

Pass gut auf dich auf.

Du kannst hier noch weitere Unterstützung und Infos bekommen:

http://www.work-watch.de/erfolgreich-gegen-bossing/

http://www.anti-mobb-ev.de/Mobbing__Bullying___Bossing/mobbing__bullying___bossing.html

 

Alles, alles Gute!
Deine Wiebke

 

P.S. Falls du selbst Erfahrungen mit Bossing oder Mobbing hast, weißt, was hilft oder Fragen hast, dann freue ich mich (und andere) sehr über einen Kommentar!

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